Kapitel 14 - Ein Rätsel ohne Antwort

Willkommen in der Kantine, Reisender...

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Nur noch einen Tag vor dem Invictus Event trifft sich Nathan mit Alian Kumar, wobei ihn immer noch die Erkenntnis, dass die UEE hinter den Hackerangriff steht ihn in einen Konflikt mit seinen Überzeugungen bringt. Die nächste Überraschung soll aber noch folgen...


In der G-Loc Bar herrscht ein reger Betrieb, so dass jeder Tisch besetzt ist und lautstark gefeiert oder sich unterhalten wird. Der Barkeeper und seine Mitarbeiter gehen emsig zwischen den Tischen und haben alle Hände vollzutun. Ich habe mir einen Tisch genommen in der Nähe zum Ausgang und erwarten Alian jeden Moment. Die gelbliche Belichtung in der Bar hat für mich zumindest ein erwärmendes Gefühl in diesen Tagen. Auf dem Monitor läuft die Ankündigung des Invictius-Events, die nur noch in wenigen Tagen ansteht. Offenbar finden auf Microtech die letzten Vorbereitungen statt und es wird schon kräftig an die Werbetrommel gerührt.


Normalerweise wäre ich wohl auch mit mehr Hingabe dafür verbunden, denn zugut erinnere ich mich am Rekrutierungstag während des Invictius-Event. Aktuell betrübt mich die Erkenntnis, dass die UEE-Advocay dahinter steht. Kjeld hat eine Sicherheitskopie an einer Person namens Zero geschickt. Er wäre der Spezialist für sowas, so wie ich es erfahren habe. Für mich ist es nur ein Name, aber nachdem ich von Kjeld erfahren habe, dass er eine Zeit lang bei der Navy war, gab es mir zumindest etwas vertrauen zu Kjeld.


Ich nehme einen Schluck vom bitteren Süßgetränk zu mir und sehe zu gleich, wie Alian in seinem Anzug ankommt. Von den anderen Gästen wird er nicht großartig beachtet und der alte Mann setzt sich vor mir hin, leicht außer Atmen.



„Ich sage ihnen Nathan, diese Vorbereitungen auf die Invictus Sache ist auch anstregend für das Geschäft. Aktuell würde ich gerne mit Microtech in Kontakt kommen, aber ich kam jetzt erst vor kurzem durch. Die haben gerade alle Hände voll zutun wegen der Navy.“ Erklärt er mir.


„Ahja, nunja, offenbar ist es nicht das einzige, womit sie möglicherweise beschäftigt sind.“ Spreche ich spitz zu ihm.

Alian schaut verwirrt und fragt dann:“ geht es um die Sache, die sie mit mir persönlich sprechen wollten und nicht über das MObinet.“


„Ja, ich konnte mithilfe von anderen ein Teil des Datensatzes entschlüsseln, wer dahinter stecken könnte. Ich weiß nicht, ob sie die Info haben wollen.“


„Das klingt ja schon fast gefährlich. Nun, das Familienunternehmen steckt jetzt sowieso mit drin. Also können sie mir es ruhig sagen.“


So erkläre ich ihn, dass es einen massiven Hackerangriff gab, ich im Bunker eingedrungen bin und was ich herausgefunden habe. Die Neugier von Alian wandelt sich in Bestürzung. Sprachlos sieht er mich an, als ich fertig bin. Der sonst eher gut gelaunte Mann, so wie ich ihn bisher kenne, wirkt nun auf einen Moment zum nächsten nervös.

Seine ersten Worte sind dann:“Das ist gelinde gesagt überraschend. Nathan, wenn die Advocay dahinter steckt, dann laufen hier Dinge im Hintergrund ab, mit denen wir lieber nichts zutun, haben sollten. Ich möchte nicht, dass unser Unternehmen oder wir persönlich am Pranger stehen vor der UEE.“


„Vielleicht hat Hurston Dynamik was unrichtiges getan, dass sie es für sie Notwendig erschien.“ Bemühe ich mich um eine Erklärung.


„Selbst dann geht es uns nichts an. Wenn hier Regierungssachen ablaufen, dann dürfen wir nicht auf die falsche Seite gelangen, sonst steht das Unternehmen ihrer Familie vor dem Abgrund.“


Ich wollte was erwidern, dann piepst aber mein Mobiglass. Offenbar eine Nachricht und Alian verweist mit einem Handzeichen, dass ich es annehmen soll.

Ich öffne sie und sie stammt von Konstantin Hurston:


Sehr geehrter Herr Asada,


Wir haben in Zuge interner Ermittlungen in einer sicherheitskritischen Abteilung den Täter ausfindig machen können und ihn aus der Abteilung rauswerfen können. Unsere Sicherheitsstrukturen wurden umgewandelt, so dass ein solcher Vorfall nun verhindert werden sollte.


Wir bedanken uns für das Angebot ihrer Hilfe, doch in weiterer Zukunft haben wir keine weitere Zusammenarbeit geplant mit ihrem Familienunternehmen Asada Mining & Trading Cooperation.

Wir hoffen, aber sie werden uns in spätere Zukunft wieder beehren. Wir werden uns sicherlich wieder melden, wenn wir die Dienste vom Asada Mining & Trading Cooperation beanspruchen würden.


Gez.

Konstantin Hurston



Ich starre völlig perplex auf die Nachricht und unterrichte gleich darauf Alian. Dieser ist auch verwirrt und fragt nach:“Sie waren, doch bis jetzt nicht mal fertig. Ein Mitarbeiter aus Hurston Dynamik ist es nach ihren Ergebnissen auch nicht?


„Er hat mir selbst gesagt, dass er nicht seinen eigenen Mitarbeitern traut.“ Füge ich noch verwirrt hinzu.

Alian schaut nachdenklich in der Richtung des Monitors, der über die Bar hängt.“ Irgendwas stimmt hier nicht. Fakt ist jedenfalls, wir wurden gerade von Konstantin Hurston abgewimmelt und ihr Auftrag ist damit auf einen Schlag weggefallen. Es klingt für mich stark danach, als will er verhindern, das sei weiter nach bohren bzw. wir als Unternehmen.


„Aber wieso hat er mich dann selber als auswärtige Stelle damit beauftragt?“


„Eine gute Frage, wo wir jetzt nur vermuten können. Wir können uns schwer damit weiterbeschäftigen, wenn es nichtmal Konstantin selber es will. Vielleicht haben sie tatsächlich die Mitarbeiter gefunden, die für die UEE gearbeitet haben.“


„Aber sie dann einfach „rauswerfen“? Wenn seitens von der Regierung es dann ist, würden sie wohl eher die UEE kontaktieren? Ich meine wir reden hier von der Adovacy.“



Alian schnürt die Lippen zusammen und antwortet mir bedächtig: "Darum habe ich meine Zweifel, ob bei dieser Nachricht, die sie bekommen haben alles stimmt. Aber das Ganze ist mir zu heiß, als dass wir es auf dem offiziellen Wege nachgehen.“


„Ich bin mir sicher, die UEE hat ihre Gründe!“ Erwidere ich beharrlich. Es kann nicht anders sein. Die UEE sorgt für ihre Bürger und belohnt jene, die sich um ihren Lebensunterhalt verdient machen. „Ob sie Gründe hat oder nicht, das ganze ist mir zu heiß Nathan, als das wir es unter offizieller Flagge machen können. Sie warten noch auf die letzten Datensätze zum Entschlüsseln?“


„Ja, von einem gewissen Zerosense. Ich habe es an einen Mann namens Kjeld Stormanson mich verantraut. Er verfügt über ein eigenes Sicherheitsunternehmen. Er erschien mir vertrauenswürdig.“ Antworte ich ihm bekräftigend.


„Dann warten sie auf die Ergebnisse. Sein sie mir aber vorsichtig, mit wem sie sich hier kontakten. Das sind immerhin sensible Daten. Das kann für uns alle in eine Schlangengrube enden, aus der wir nicht mehr so schnell rauskommen. Hängen sie mir das ganze nicht um die große Glocke. Behalten sie die Ergebnisse für sich und wir sehen dann weiter.“ Erklärt er mir.


„Wie sie meinen.“ Erwidere ich leicht bissig. Mir gefällt es nicht, wie ich quasi von ihm befehlt werde.


„Da wäre noch was anderes. Ich hatte Kontakt zu einer Person namens Joe. Ich habe ja ihnen schon einmal von ihm erzählt. Ich würde gerne ihn als Partner nehmen. Ich denke ich kann ihm trauen. Es wäre wohl ganz gut, wenn ich ihm auch das nötige Gehalt damit zahlen kann.“


Alian schaut nachdenklich und reibt sich seine Hand an sein Kinn:“ Ja, ich glaube, ich erinnere mich dunkel. Nun ich verlasse mich hier auf ihr Beurteilungsvermögen. Ich werde es so weitergeben und dann zahlen wir es entsprechend aus.“


Beide in Gedanken versunken, herrscht eine kurze Stille zwischen uns. Inzwischen läuft eine Werbung über Crusader und ihrer Starrunner auf einem Bildschirm. Die Bar füllt sich immer mehr, während draußen auf Arccorp der Stanton Stern den Horizont erreicht.


„Nun da wir Hurston verloren haben, muss ich mich nach neuen Kontakten umschauen. Ich habe vor kurzem von einer Thiago Lobby gehört, die offenbar sehr viel Einfluss besitzen um Microtech aber auch auf anderen Planeten innerhalb von Stanton. Sie haben genau in unseren Bereich tätig betreffend des Minings. Ich werde da wohl auch besser einen Kontakt herstellen, wenn möglich. Microtech könnte sowieso unser nächstes Ziel werden. In den nächsten Tagen ist das Incitivus Event, ich denke da können sie sich eine zweiwöchige Erholungszeit gönnen. Wir brauchen jetzt gute Alternativen. Sie werden danach weiter von mir hören.“


Er beginnt mich anzulächeln:“ Wer weiß, die Navy wiederzusehen, wo sie einst ihren Dienst hatten. Das wäre, doch was sie wohl erfreuen könnte.“


Mit gemischten Gefühlen nehme ich dies auf. Gerade erst bekam ich diese Informationen, die ein Samen des Zweifels auslösen, und in Kürze trifft die UEE-Navy im Stanton ein. Die Erinnerung in meinen Kopf spucken herum, als ich mich damals einschrieben, ließ. Die militärischen Schiffe haben mich schon immer interessiert, gerade da sie eine gute Ausstattung genießen. Für mich war es wie eine zweite Familie, in meiner Zeit als Navy. Von der gleichen Familie wurde ich letzendes doch verstoßen und alte Erinnerungen aus dem einstigen Einsatz im Tiber-System lasten immer noch auf meine Schulter.

Wer weiß, aber was sich jetzt auch noch abspielt hinter der Maske der Navy.

Ich glaube immer noch an ihre Werte, aber ich fühle mich verunsichert.

Ich antworte ihm zögernd: "Nun, da bin ich selber nicht sicher. Ich hoffe, es bringt mich auf andere Gedanken.“

Alian klopft mir auf die Schultern und ermutigt mich:“ Lassen sie das Ganze für 2 Wochen mal sacken. Ich denke, es wird ihnen guttun. Vielleicht sehen sie sogar alte Kameraden, das wäre doch was.“


„Hmm, wer weiß. Ich bin sowieso auf eine weitere Person getroffen, die eine zeit in der Navy hatte. Einen Mann namens Kjeld Stormanson. Er leitet ja einen Sicherheitsdienst namens TYR, wie ich ihnen erzählt habe...nur von Grimhex aus. Das soll doch ein Piratennest sein, als ich nachgeschaut habe.“ Erwähne ich noch.


„Vertrauen sie ihm?“ Fragt mich Alian.


„Er hat bei der Navy gedient. Daher denke ich ja?“


„Das ist ihre Begründung?“ Wirkt Alian überrascht.


„Was ist daran falsch? In der Navy zu dienen, zählen Werte wie Loyalität und Treue zu den höchsten Gütern. Jeder der bei ihr gedient hat, weiß es. Das können Außenstehende nicht verstehen.“ Erwidere ich wie selbstverständlich. Was ist daran missverstehend?


„Wollen sie mir jetzt das Geschwätz eines guten Soldaten einreden. Sie sind ihm bisher nur zweimal getroffen. Nun wollte er böses von ihnen, dann wäre sicherlich schon was passiert. Sein sie aber nicht so leichtsinnig im Vertrauen über Menschen, die in der Navy gedient haben. Sie kennen diesen Menschen nicht wirklich. Sie können unmöglich so sicher über einen Menschen sein, den sie gerade mal zweimal getroffen haben.“

Erwidert mir Alian scharf.


„Haben sie etwas schon in der Navy gedient?“


„Nein habe ich nicht. Aber ich bin wohl alt genug um gewisse Lebenserfahrungen zu haben. Es gibt aller Art von Menschen überall. Egal ob Navy, in der Wirtschaft oder in der Politik. Vielleicht mögen diese Werte wichtig sein in der Navy, aber dieser Kjeld ist nicht mehr in Navy und sie können ihn unmöglich so gut kennen. Ich rate ihnen, sich nicht auf jemanden verlassen nur, weil er bei der Navy gedient hat.“


„Sie kennen Loyalität nicht!“ Erwidre ich scharf.


„Loyalität ist auch ein Wert, den man in einem Unternehmen kennt. Hat es ihnen nicht ihr Vater eingebläut?“ Fragt mich Alian wenig beeindruckt.


„Mehr als zur Genüge.“ Erwidere ich mit zusammengebissenen Zähnen


„Aber in einem Unternehmen zählt nur eins. Nur der Gewinn und nicht mehr. Die UEE Navy verfolgt den Zweck, die UEE zu schützen. Unsere Demokratie und unsere Gesellschaft.“ Kontere ich mit einer kurzen Pause.


„Jeder tut für seine Weise seinen Dienst für die Gesellschaft, solange er nicht gegen sie arbeitet. Ob er in einer Fabrikhalle arbeitet für gezüchtete Lebensmittel oder in einer Anvil Hornet sitzt und die Bürger vor Piraten beschützt. Es macht keinen Unterschied. Die Schiffe, die die Navy fliegt, sind geschaffen aus der Leistung der Gesellschaft, die sie beschützt. Vergessen sie das nie, Nathan. Letztendlich sind wir uns alle ähnlich, nur die Vergangenheit und unsere Umgebung formt uns zu den Menschen, die wir sind.“


Ich spüre, wie er recht hat, und erwidere, nur:“ Das ... ist mir klar. Aber die Kameradschaft, die in der Navy herrscht, ist eine andere, als sonst wo. In einem Kampf verlässt man sich auf andere, mit seinem Leben. Was kann es einen größeren Treuebeweis, als diesen geben, zu einander? Und dem ist die ganze UEE-Navy ausgerichtet. Loyalität und Treue zur UEE.“


„Tja und die UEE Advocay hat einen Hackerangriff auf Hurston gestartet. Da steckt mehr dahinter, als es uns angehen sollte. Ich muss noch überlegen wie wir damit umgehen. Geben sie sich eine Auszeit. Ich glaube, dass haben wir beide ein bisschen nötig.“


Dann verabschiedet sich Alian und gibt mir, Bescheid er werde sich in zwei Wochen bei mir melden.


Ich gehe hinaus aus der Bar und schaue hinauf zu den hohen Wolkenkratzer von Arccorp. Ist meine Treue zur UEE falsch?

Nein, die Kameradschaft in der Navy war sicherlich nicht falsch. Und wer sonst sollte die UEE verteidigen. Sie gibt der Gesellschaft Stabilität und eine Chance, sich an ihr zu beteiligen. Es muss einen Grund geben, Hurston zu beschatten, da bin ich mir sicher. Wie sehr wüsste ich gerne, welcher es ist.

Ich mache mich auf zu den Riker Memorial Spacesport und breche nach Microtech auf. Hoffentlich werden mir die zwei Wochen, die für mich notwendige Ruhe geben