Eintrag 002 / 08.01.2954 / Stanton

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Sachverhalt:

Das ist ein Nachtrag zum gestrigen Tag, den 07.01.2954. Da die letzten beiden Tage etwas eintönig waren, dachte ich mir, ich besuche mal den ein oder anderen Kontakt. Ich erinnerte mich daran, dass mich Valentin Benz darauf hingewiesen hatte, dass Cäcilia Abendroth ihr Flugtraining fortsetzen wollte. Ich rief sie an, und wir vereinbarten einen Treffpunkt am Raumhafen von Lorville auf Hurston. Nachdem wir ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten, entschieden wir uns zunächst, ihre neue M50 langstreckentauglich zu machen. Dazu begaben wir uns zum fünften Lagrange-Punkt von Hurston zur High-Course-Station. Dort erwarben wir neue Ausrüstung für ihr Schiff und brachten es dann zurück nach Lorville.


Da uns durch ein paar Gespräche die Lust zum Biken überkam, entschieden wir uns, nach MicroTech zu reisen und ein paar erste Fahrversuche im Schneegestöber zu unternehmen. Ob nun durch einen Defekt oder durch Kontrollverlust überwand Cäcilia eine Hügelwand mit hohem Tempo und verlor den Kontakt zum Boden. Dabei wurde sie leider schwer verletzt. Ich versuchte, die Rettungskräfte zu alarmieren, erreichte jedoch niemanden. Also musste ich improvisieren. Nachdem ich ihr einen MedPen injiziert hatte, lehnte ich sie an das Bike, ließ das Triebwerk laufen, damit sie ein wenig warm gehalten wurde, und rannte dann knapp 12 Kilometer zurück zu unserem Startpunkt, um mein Schiff zu holen. Der Weg war beschwerlich, und ich stürzte einige Male von kleinen Felsen oder rutschte unkontrolliert einige Hänge hinab. Bei diesem Sprint verletzte ich mir wohl meine Lunge, wie ich später feststellen musste.


Am Schiff angekommen, startete ich sofort und barg Cäcilia, die immer noch atmete. Ich legte sie in die Koje und machte mich auf den Weg zur Wunschklinik auf Everus Harbor. Dort übergab ich Cäcilia den Ärzten und legte mich erschöpft auf den Boden meines Schiffes und schlief sofort ein. Heute Morgen suchte ich dann den Arzt auf, der eine Lungenkontusion bei mir feststellte. Die Behandlung war nicht ganz angenehm, und ich soll körperliche Aktivitäten in den nächsten Tagen meiden.

Gedanken:

Ich fühle mich schnell in der Monotonie des Unternehmerlebens gefangen. Nicht die Arbeit selbst, sondern der ganze Schreibkram drumherum. Ich dachte mir, ich müsste nur einen regelmäßigen Ausgleich finden, und dann klappt das schon.


Als ich dann Cäcilia in Kommreichweite sah, dachte ich an das Renntraining. Das hatte mir viel Freude bereitet. Cäcilia ist eine schöne Frau aus gutem Hause, und leider sind ihre vielen Talente oft unbeachtet. Natürlich sind diese Talente noch ungezügelt, aber sie sind da. Es ist mir unangenehm, dass in ihrer Anwesenheit mein Herz schneller schlägt, und ich denke, das wird sich auch irgendwann wieder legen. Immerhin spiele ich nicht in ihrer Liga. Im besten Fall sieht sie mich nur als Spaßvogel, den man zum Zeitvertreib auf ein Abenteuer mitnehmen kann.


Als sie das erste Mal auf ihrem neuen Bike saß, fing sie vorsichtig an, mit einem guten Trainingstempo. Doch wie so oft wird die Geschwindigkeit völlig unterschätzt. Ich war gerade dabei, ihr zu erklären, dass man sich mit Hoverbikes am besten wie Wasser verhält und niemals wie Wolken, da flog sie auch schon im hohen Bogen über mich hinweg und schlug hart im Schnee auf. Meine Gedanken rasten, mein Herz stolperte. Ich schwor, dieser Panik noch drei Sekunden zu geben und fing an zu zählen. 1...2...3! Dann war es ruhig. Nur der Wind, mein Atem und das Knistern vom beschädigten Triebwerk ihres Bikes waren wahrnehmbar und ich wusste, was zu tun war.


Während der ganzen Rettungsaktion waren meine Gedanken auch bei ihr. Ich habe sie in Gefahr gebracht, auch wenn ich wusste, dass es nicht meine Schuld war, war es zumindest meine mangelnde Vorsicht, die diese Situation so eskalieren ließ. Heute tut mir alles weh. Mein Körper ist geschunden. Meine Lunge hat es ganz schön erwischt. Mein linkes Bein, meine rechte Schulter und mein rechter Arm sowie mein Nacken sind mehrfach geprellt. Aber das sind alles nur Kleinigkeiten. Der größte Schmerz liegt in meiner Seele. Ich hoffe, ich erfahre bald mehr darüber, wie es Cäcilia geht. Dann kann ich mich auch erholen.

Hermie Janson
Stanton / 08.01.2954 / 18:30 ETS