
┌ Persönliches Logbuch – Eintrag 05
├ Datum: 14. Mai 2952
└ Ort: Nähe Rappel-Außenposten, Hurston
Die Tage verschwimmen. Ich wache auf, überprüfe Systeme, verlöte Kontakte, höre dem Wind zu. Manchmal erinnere ich mich nicht, ob ein Moment gestern war – oder vor drei Stunden. Vielleicht spielt das hier draußen keine Rolle.
Heute habe ich mich dem rechten Kühlaggregat gewidmet. Die Leitungen waren verklebt, von Staub verstopft und hatten eine Art Kristallisierung an den Anschlüssen – Hurston-Mineralstaub vermutlich, der sich über die Jahre in jeder offenen Ritze eingenistet hat. Ich konnte die Verbindung freilegen und mit Ersatzdichtungen provisorisch abdichten. Kein Dauerzustand, aber genug, damit ein Notlauf funktionieren könnte – wenn ich irgendwann Strom habe, um ihn zu testen.
Und ich hatte Strom. Kurzzeitig.
Die Energieversorgung ließ sich für wenige Minuten stabilisieren – lang genug, um das Kommunikationssystem erneut hochzufahren. Ich hatte den Kontakt zu Eda im Kopf, ihre Stimme, klar und überraschend menschlich in all dem Metallrauschen der letzten Tage. Also versuchte ich es erneut.
„Rappel-Außenposten, hier spricht Doerek. Ich wiederhole meine Anfrage – ich arbeite weiterhin an der Wiederherstellung einer Avenger Titan südöstlich eurer Position. Verbindung ist instabil – bitte um Empfang.“
Eine Minute nichts. Dann: Rauschen. Brummen. Und schließlich:
„Hier ist Eda. Doerek, gut, Sie wiederzuhören. Ihr Signal kommt besser durch als beim letzten Mal. Fortschritt?“
Ich musste lächeln. Ein Wort, das in meinem bisherigen Zustand fast fremd wirkte.
„Teilweise. Kühlung provisorisch instandgesetzt. Energieversorgung springt sporadisch an. Ich könnte in ein paar Tagen mobile Energie benötigen – falls verfügbar.“
Eine kurze Pause.
„Verstanden. Ich kann sehen, ob wir ein kleines Paket vorbereiten. Keine Versprechen – aber vielleicht ein Werkzeugset und eine neue Zelleneinheit. Wäre das hilfreich?“
Ich bestätigte. Eda fügte hinzu, dass sie mir Koordinaten senden könne – ein Treffpunkt am Rand einer alten Versorgungsroute, etwa acht Klicks von meiner Position entfernt. Sie klang ruhig, sachlich – aber da war ein Unterton. Interesse? Vorsicht? Vielleicht beides.
Nach dem Gespräch ließ ich das System bewusst wieder in den Ruhemodus fahren. Ich will es nicht überlasten – und außerdem: Der Gedanke an das nächste Gespräch, an ein mögliches Treffen, war plötzlich mehr Antrieb als jede Energiezelle.
Ich setzte mich ins Cockpit. Die Anzeige flackerte kurz auf – ein Lebenszeichen. Ich dachte an all die Tage davor: Allein, mit Schraubenschlüssel und Staub. Jetzt war da jemand. Vielleicht nicht nah, aber erreichbar.
Der Wind draußen wird stärker, treibt Sand gegen die Hülle. Es klingt wie Flüstern – oder wie Erinnerung. Ich weiß nicht, was morgen bringt. Aber heute war ein Schritt. Und das reicht.
| Ende Eintrag 05