
┌ Persönliches Logbuch – Eintrag 03
├ Datum: 4. Mai 2952
└ Ort: Nähe Rappel-Außenposten, Hurston
Die Nacht auf Hurston ist schwer. Nicht nur, weil sie dunkel ist – sie ist dicht. Voller Geräusche, voller Fragen.
Ich lag auf dem klapprigen Bett meiner Avenger Titan, notdürftig mit einer Isomatte ausgelegt, als mich das Heulen weckte. Erst leise, dann lauter. Tief und durchdringend. Kopione, wenn ich dem Comlink glauben darf. Kein direkter Kontakt, aber nah genug, um mich wachzuhalten. Ein rauer Gesang der Wildnis, der mich daran erinnerte, dass ich hier nicht allein war.
Am Morgen wirkte alles friedlich, fast normal. Die Sonne über Hurston hatte dieses matte, rostige Licht, das selbst blankes Metall staubig aussehen lässt. Ich machte mich an die Arbeit – oder zumindest an das, was von ihr übrig war.
Die Avenger war ein Wrack, ja, aber ein ehrliches. Keine Verkleidung, keine Geheimnisse – nur nackte Komponenten und verrostete Leitungen. Ich begann mit einer Bestandsaufnahme:
- Radar: reagiert, aber fragmentiert. Keine Reichweite.
- Kraftwerk: in Einzelteile zerlegt. Der Reaktorrahmen ist intakt, aber der Hauptenergiekern fehlt.
- Kühlaggregate: eines fehlt komplett, das andere ist beschädigt – vermutlich Hitzeschäden.
- Schildgeneratoren: Tot. Einer verschmort, der zweite noch auffindbar, aber ohne Energieversorgung unbrauchbar.
- Quantentreibstofftank: leer, aber dicht.
- Sprungmodul: scheint vorhanden, aber offline. Keine Diagnose möglich.
- Treibstofftanks (L/R): teilweise beschädigt, können aber evtl. versiegelt werden.
- Haupttriebwerk: Verrußt und trocken. Die Leitungen sind eingerissen.
- Manövriertriebwerke: 6 von 10 sichtbar, 3 davon mit Rissbildungen.
Ich werde in Etappen arbeiten müssen. Zuerst die Energieversorgung. Ohne Strom keine Diagnose, keine Reparatur, kein Funk. Ich habe begonnen, einige Kabel neu zu verlegen – wenigstens ein Teil des Systems scheint noch reagibel.
Die Isolation hier draußen ist seltsam beruhigend. Es gibt kein Dröhnen von Landepads, keine Stimmen, kein Neonlicht. Nur Sand, Stahl und Erinnerungen.
Heute Nacht werde ich wieder im Schiff schlafen – mit einem Schraubenschlüssel unter dem Kopfkissen. Nicht aus Angst, eher aus Gewohnheit. Man weiß nie, wann man etwas reparieren muss. Oder sich verteidigen.
| Ende Eintrag 03