
Logbuch Alaska_Seadeleare / UEE Standartzeit 26.07.2955 - 02:45 / Basislager auf Vuur, Pyro
Wir sind jetzt schon seit drei UEE Standardtagen, auf VUUR. Drei Tage, in denen keine Dramen stattfanden, keine Unfälle. Die Technik funktionierte. Das einzige Problem war, dass der Kaffee in der Kantine der Starfahrer immer zu schwach ist. Die letzten Tage waren fast wie Urlaub. Stimmt! Ich vergaß! Auf Fuego haben wir noch eine Sandhöhle besucht. Wir wollten Mineralien finden, doch haben wir dort nur Sightseeing gemacht. Zumindest fühlte es sich so an. Das hat sehr gut getan.
Hermis Starfahrer. Wir haben sie dann tatsächlich aufbringen können. In einem Asteroidenfeld lag sie versteckt zwischen zwei riesigen Felsen im Radarschatten. Sie muss da wohl schon längere Zeit gewesen sein, da die Außenhülle und auch die Wände im inneren deutliche Spuren von vergangener Zeit aufwiesen. Kein einziges Besatzungsmitglied war mehr an Bord. Für mich, eine ziemlich unheimliche Sache. Ich habe auch wirklich keine Ahnung, wo Hermioth diese Informationen über verlorengegangene Schiffe immer herbekommt.

Wir haben das Schiff tatsächlich flott bekommen! Der Quantumantrieb ist intakt, doch der Antrieb für das Jumpgate ist defekt. Das soll uns jetzt erstmal nicht stören, da wir ja noch eine Weile in Pyro bleiben werden und dieses Schiff eine sehr gute Basis darstellen wird. Rüberkommen auf die andere Seite, müssen wir dann mit anderen Schiffen.
Pyro ist wirklich ein extrem gruseliges System. Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an diesen ganzen Gesetzlosen die hier leben, sondern einfach an den Schicksalen der Menschen die hier gelebt haben und die hier teilweise immer noch ihr Glück versuchen. Diese "Starfahrer" scheint ein Ort gewesen zu sein, der genau in dieses Schema von Verzweiflung und Agonie passt, die dieses System so auszeichnen. Hermi hat die Log-bücher in den Tiefen der Speicher dieses Schiffes freilegen können und teilweise entschlüsselt.
Was sich hier abgespielt hat.....
Ich werde nicht ganz schlau aus den Eintragungen in diesem Logbuch.
Die Starfahrer war wohl Bestandteil einer Rettungsmission. Sie haben wohl auch Überlebende eines anderen Raumschiffs hier an Bord gehabt. Waren selber aber in Gefahr, weil die Vorräte an Bord für die ganzen Menschen wohl nicht mehr reichten. Zusätzlich scheint eine Erkrankung die Besatzung erwischt zu haben. Es gab auch Selbstmorde, die am Ende den letzten erkläglichen Rest der Besatzung dahin rafften.

Ich bin ja ein Liebhaber alter Geschichten: So erinnert mich auch das hier an eine über 1000 Jahre alte Geschichte über eine Seefahrt auf der Erde. Sol. Sie muss wohl in den Polgebieten stattgefunden haben. Ein Segelschiff, das sich ins Packeis des Nordpols (sowas gab es wohl wirklich auf der Erde, wie heute auf MiCROTEC) hat einschließen lassen, um so den Winter zu überdauern. Das, was auf diesem Schiff geschehen sein muss, erinnert mich genau an das was in dem Logbuch der Starfahrer steht. Das Schiff in dieser Geschichte, hieß nicht umsonst TERROR! Es Ist eine sehr alte Geschichte, aber angeblich wahr.
Jeden Morgen seit unserer Befreiungsaktion für Friedrich, wenn ich aufwachte, dröhnte mir der Schädel. An einen gesunden Schlaf war für mich seit dem nicht mehr zu denken. Diese Szenen, die ich dort sah, werde ich nicht mehr los. Es sind die abgeschossenen Piraten oder Freibeuter, die mir nicht aus den Gehirnwindungen gehen. Eine Leiche habe ich sicherlich schon mal gesehen und vielleicht auch mehr als eine auf einem Blick. Aber Leichenstapel?! Menschen, von denen ich ganz klar wusste, dass sie vor ein paar Minuten noch gelebt hatten. Nennt man sowas posttraumatisches Trauma oder so? Quatsch! Belastungsstörung! So heißt es. So etwas sollen Soldaten angeblich immer wieder bekommen, wenn sie solche Sachen erleben. Ich bin da ja überhaupt nicht für trainiert. Das was mich bislang immer interessiert hatte, waren Zeugen der Vergangenheit, die so lange her sein musste, dass es mit meinem aktuellen Leben am besten gar nichts mehr zu tun hat. Dann kann man sich die Überreste von Kriegen und Auseinandersetzungen anschauen, ohne dass es einen selber berührt. Denke ich zumindest. Doch so macht es mir Albträume. Muss ich jetzt erstmal mit klarkommen, denke ich. Ich weiß auch wirklich nicht, an wen ich mich damit wenden sollte. In unserer Gruppe fällt mir ehrlich gesagt niemand wirklich ein, der sich mit sowas auskennen könnte. Friedrich ist mir irgendwie zu weit weg, zu sehr der Chef dieser Expedition, als dass ich mich ihm in diese Sache anvertrauen könnte. Er scheint mir aber der Einzige zu sein der mit sowas seriös umgehen kann.
Die andere Person, die mir dazu einfällt, ist Lyrana. Einfach weil sie, zumindest ihrem Habitus nach, mit solchen Situationen wohl sehr vertraut ist. Bekannterweise war sie natürlich nicht dabei, als wir die einzige Situation hatten, in der sie eine Lebensversicherung für uns gewesen wäre. Aber das ist ein anderes Thema. Na gut, ich muss mich dieser Sache irgendwie Stellen. Ich weiß noch nicht genau wie.
Vielleicht hilft es ja auch ein harter Hund zu werden. Wobei es genau das ist, was ich nie sein wollte. Das Paradebeispiel für so einen harten Hund, ist Sergeant Molikov. Ich kenne ihn seit meiner Zeit auf Archangel. Das ist so ein typischer Militär gewesen, der mal Special-Ops war, dann wegen irgendwelcher nicht genannter Nickeligkeiten raus ist aus seinem Team.... Ob er gegangen wurde, oder ob er selbst gegangen ist, weiß ich nicht. So wie ich ihn kennengelernt habe, bin ich mir recht sicher, dass er gegangen wurde. Na ja, nach seiner glorreichen Zeit als Special-Ops-Typ, ist er dann versetzt worden. Im Prinzip wurde er degradiert. Zwar nicht im Rang, aber in seiner Tätigkeit. So kam es, dass der Citizen Alaska als Techniker für Schwerkraftsysteme, mit diesen Typen in Berührung gekommen ist.
Damit man ihn besser unter Kontrolle hat, hat man den Mann einfach in die Logistik versetzt.
Versetzt einen Ort, der so voll von Militär war, dass Molikow wohl nie in die Verlegenheit kommen würde, eine Waffe zu ziehen.
Es gab einen dämlichen Spruch bei den Soldaten: "Bist du Alki oder doof, geh zur STOV!" (STOV=Standortverwaltung). Mit diesem Makel in der Logistik zu sitzen und sich mit Leuten aus dem zivilen Arbeitsbereich auseinandersetzen zu müssen, das war wohl zu viel für so einen gestandenen Fighter.
Was man auch sehr deutlich merkte. Bellender Befehlston, keine Widerrede duldend, arbeitete dieser Sergant an der schlimmsten Front, die er sich vorstellen konnte. In der Logistik! Eine Gekränkte Seele, nichts anderes!
Permanent Geschichten erzählend, wie er irgendwelche Leute befreit hat, Hinterhalte selber gelegt, und bekämpft hat. Immer waren alle Anderen schlecht, und nur er wusste die Situation richtig einzuschätzen. Ein Trümmerhaufen an Klischees!
So bin ich zu meinen Vorurteilen bei Militärs gekommen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Spezialist oder eine Spezialistin die noch im aktiven Dienst ist, solche Geschichten gar nicht nötig hat und einfach ihren Job professionell macht. So wie ein Kajak durch das Wasser zieht. Geräuschlos und geradewegs aufs Ziel zu. Molikow aber, produzierte eine Bugwelle, die meilenweit zu hören war. Alle mussten es mitkriegen was für ein toller Hecht er ist!
Lyrana scheint Eine zu sein, die noch im aktiven Dienst ist. Zumindest wirkt sie auf mich so. So wie das Kajak, das lautlos durchs Wasser gleitet. Das nötigt mir Respekt ab, keine Frage! Doch muss ich sagen, dass ich einen inneren Widerwillen habe... Oder besser gesagt: Ich bin aus voller Überzeugung Zivilist. Ein citizen!
Ich habe den Militärs nie wirklich vertrauen können. Dieses Gefühl des Misstrauens werde ich auch bei Lyrana einfach nicht los. Ich denke, ich werde mal die Flucht nach vorne antreten, wie man so schön sagt. Ich habe sie letztens gefragt, ob sie mir mal taktische Grundzüge erklären kann. Wie man sich bewegt. Auf was man achten muss, wenn man damit rechnet, Piraten gegenüber zu stehen oder irgendwelchen anderen bösen Sackgesichtern.
Bin mal gespannt. Sie hat jetzt eine Mail geschrieben, in der sie davon spricht, eine taktische Grundschule anbieten zu wollen.
Dazu werde ich mich auf jeden Fall melden.
Wir haben jetzt ein paar Tage Ruhe hier auf Ruhe auf "Vuur". Diese Ruhe werde ich mal dazu nutzen, zum einen den Umgang mit einer Waffe zu erlernen, ohne jedes mal völlig rappelig das Magazin falsch rum in die Knarre stecken zu wollen, zum Anderen, weil ich wissen will, wie diese Frau tickt. Wenn wir weiter hier als Team gemeinsam in diesen gottverlassenen System unterwegs sein wollen, muss ich lernen ihr irgendwie zu vertrauen. Das auf einer eher nicht militärischen Ebene, sondern persönlich.
Ich hoffe doch, dass bei unserem Training die alte Geschichte mit Sergant Molikov nicht wieder hochkommt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er einem Händler von Arcorp eine S38 an den Kopf setzte. Nur weil er sich von diesem Typen übervorteilt fühlte.
Es ging um das, was unsere Logistikabteilung halt bewegte: Künstliche Schwerkraftsysteme. Sensoren die für eine gleichmäßige Schwerkraftverteilung im Raumschiff sorgen sollen. Richtig moderner militärischer Scheiß, mit unglaublich kurzen Ansprechzeiten. Für einen solchen Sensor, könnte man ein ganzes Jahr lang in Saus und Braus leben. Unser kleiner Händler aus Arcorp hat sich gelegentlich den ein oder anderen dieser kleinen Sensoren in die Tasche gesteckt.
Bei dem riesigen Mengen, die jeden Tag durch unsere Logistikabteilung gingen, sollte das wohl nicht auffallen. Den höheren Rängen ist es auch nicht aufgefallen. Nur unser lieber Sergant, der hat's gemerkt. Und sich vermutlich sofort an eine seiner glorreichen Taten als Special-Ops-Typ erinnert. Er hat den armen Kerl dann auf seine Art verhört.
Dabei hat er selbst mitgemacht bei diesem kleinen Schiebereien. Sowie alle eigentlich hier auf Archangel. Ich habe es einfach satt mit solchen Leuten zu tun haben zu müssen. Deswegen habe ich Archangel auch verlassen.
Nun darf ich mich wieder darauf einlassen.
Es wird spannend!
So, liebes Logbuch. Ich musste meinem Herzen mal Luft machen. Es war einfach Alles ziemlich Viel, die letzen Wochen....
Alaskalog Ende