Logbuch Alaska_Seadeleare: 23.06.2955 17:00 Uhr UEE Standartzeit / Basislager auf Adir
Die letzten zwei Wochen waren für mich ja wirklich entspannt. Ich habe Zwiebus ab und an mal getroffen, der mir wortkarg ein paar Sachen übergab und dann wieder weg flog... Ich habe weiter geminert und alles war gut! Das einzige was mich wirklich störte war diese Einsamkeit und meine Angst in diesem System alleine unterwegs sein zu müssen.
Hat sich jetzt erledigt! Die neue Gruppe hat nahezu die gleichen Interessen. Es sind alte Bekannte dabei, einige neue Leute... Wirken aber alle sehr kompetent.
Dennoch seitdem wir uns getroffen haben habe ich das Gefühl, hat die Gefahr hier in Pyro zugenommen! Und zwar gewaltig.
Sonnensturm
Ich hatte gerade den Versorgungsflug von Zwiebus entgegengenommen, war auf dem Rückweg zu unserem Basislager auf Ignis. Da bricht ein gigantischer Sonnensturm über das System herein. Alle Funkkontakte zu den Gruppenmitgliedern waren schlagartig abgebrochen. Meine Navigationssoftware war hoffnungslos überfordert weil die Sensorik überhaupt nichts mehr fand, an was sie sich orientieren sollte. Ich musste notfallmäßig den Quantum Drive abschalten, da mich das Teil sonst sonst wohin katapultiert hätte, und keine Datenbank der Welt in der Lage gewesen wäre, diesen Flug wieder zurück dekonstruieren. Also die Starlifter auf Null gefahren. Ich habe mich anschließend in die Pisces gesetzt die glücklicherweise in meinem kleinen Hangar in der C2 steht so dass mich zwei Schiffskörper um mich herum vor der Strahlung dieses sonnensturms schützen.
Dieses Phänomen wollte einfach kein Ende nehmen. Wenn man alleine in seiner Kiste sitzt und wartet, weiss dass draußen die Welt untergeht. Dann wird jede Minute zu einem gefühlten Jahr.
Nach ca. 3 Stunden habe ich mich wieder heraus getraut und habe mich aufs Oberdeck begeben, den Navi Computer angeschmissen, das Quantum Drive einen Selbsttest durchführen lassen und stellte fest dass die C2 diesen Sonnensturm ziemlich gut überstanden hatte ich war wohl scheinbar auf der Leeseite des Mondes.
Okay! Also Anflug aufs Basislager!
Die Navigation hatte vom Sonnensturm doch eine Kleinigkeit übrig behalten, aber das waren nicht die Fernortungssysteme sondern tatsächlich der Nahortungsbereich, der mir Werte lieferte die einfach nicht stimmen konnten. Also habe ich meine Leute angefunkt und ihnen aufgetragen mir ständig eine Höhenmeldung zu geben. Was auch super funktionierte. Ich bin dann mit ständiger Angabe meiner Flughöhe langsam auf das Basislager zu und wollte landen. Prompt habe ich das Fahrwerk ausgefahren erschütterte eine fürchterliche Explosion das Basislager. Im ersten Moment dachte ich, ich wäre mit meinem Schiff in irgendein anderes Schiff, was schon am Boden stand, eingeschlagen. Aber das war tatsächlich nur mal wieder meine etwas dysfunktionale Navigation die eine Kollisionsmeldung raushaute, wo gar keine Kollision war.
Katastrophe!
Die Explosion, war in der „Silver-Arrow“. Dem Schiff von Friedrich Winters. Diese Explosion war so heftig dass dieses Schiff in mehrere Teile zerrissen wurde. Bug und Heck wurden mehrere hundert Meter voneinander weggeschleudert. Als alles zur Ruhe kam alle waren fürchterlich geschockt. Ich saß in meinem Cockpit und war völlig fassungslos! Erst langsam fing ich an zu begreifen das möglicherweise einer unserer Expeditionsteilnehmer, der Anführer sogar, bei der Explosion zu Tode gekommen sein musste! Der Funkverkehr anschließend war natürlich hektisch und unkoordiniert. Ich habe irgendwie versucht das Schiff runterzubringen. Es stand noch nicht stabil. Aber egal! Ich musste raus. Ich musste wissen was los war!
Der Grund für die Explosion wurde später gefunden. Ein übles Zusammenspiel vom Sonnensturm und einer fehlerhaften Notfallroutine im Hauptenergierzeuger.
Ich glaube Bru und Zero und auch Pike waren schon vor Ort. Sie haben sich zu Begutachtung des Wracks aufgemacht. Alle standen vor den rauchenden Trümmern dieses ehemals wirklich wunderschönen Schiffes. Es war eine 600i soweit ich weiß, also richtig was Feines! Wir beratschlagten wie wir am besten jetzt Friedrich finden könnten.
Er hat sich irgendwann auf einer Notfallfrequenz gemeldet. Muss wohl in einer Rettungskapsel in diesem Trümmerberg überlebt haben. Wir machten uns sofort daran Möglichkeiten zu finden um ihn daraus zu schneiden. Ich hatte erst die Idee es mit unserem Mining Werkzeug zu versuchen. Eine Art von Tunnel in das Wrack hinein zu brennen. Das haben aber alle anderen abgelehnt. Zu gefährlich, und die Erfahrung die wir mit diesem Mining-Equipment gemacht haben waren ja auch nicht die allerbesten. Ich glaube sie hatten recht. Das wäre wirklich zu gefährlich geworden..
Es brauchte eine Weile aber dann hörten wir Friedrichs Stimme. Nicht mehr auf der Notfallfrequenz sondern auf unseren normalen Helmfrequenzen. Friedrich hatte es irgendwie geschafft sich aus der verklemmten Rettungskapsel frei zu zwingen und kam langsam aus dem Wrack herausgekrochen. Er wurde sofort in die kleine Rettungspisces gepackt untersucht. Er war ziemlich ramponiert aber ansonsten, sagen wir mal: „Nur äußerlich“. Frisch stabilisiert kam er raus und ich muss sagen ich war sehr überrascht. Er war sofort sortiert bei der Sache musste in keinster Weise irgendwie unterstützt werden. Als wenn er quasi Null Trauma davon getragen hätte.... Er hat auch sehr schnell wieder angefangen seine Rolle als Koordinator dieser Expedition wahrzunehmen. Kein Wort über den Verlust dieses Schiffes. Zumindest keins was zu viel war. Ein Profi eben. Leute die nach solchen Situationen so kühl weiter funktionieren können und dabei nicht mal unempathisch werden, solche Leute kann man gebrauchen!
Ein anderer Mond... Adir!
Nach diesem Desaster mussten wir uns alle erst mal sammeln. Wir haben eine kurze Besprechung durchgeführt und haben beschlossen diesen Mond (Ignis) zu verlassen. Wir hatten alle ein unangenehmes Gefühl, Ignis betreffend. Nicht nur Zero, der im Moment in meinen Augen arg mytisch unterwegs ist... Er redet die ganze Zeit von einer Prophezeiung und diese Prophezeiung würde jetzt auf uns irgendwie zutreffen. Deswegen würde diese Expedition scheitern müssen. In meinen Augen Hirngespinste. Dennoch wo er recht hat, ist, das es eine auffällige Häufung an diesen mysterösen Ereignissen gibt, die die Gruppe seit einiger Zeit heimsuchen.
Wir wollten unseren Auftrag aber trotzdem nicht vergessen. Wir haben beschlossen auf einen anderen Mond zu fliegen, um dort von vorne zu beginnen. Ignis scheint für Zero auf jeden Fall verflucht, und für mich inzwischen zu unangenehm zu sein um in Ruhe hier weitermachen zu können.
Der Mond Adir sollte es werden. Ich hatte keine Ahnung was mich da erwartet und habe einfach ja gesagt. Früher oder später wäre ich auch im Rahmen meiner kleinen Auftragsreihe für Zwiebus dahin gekommen. Von daher passt mir das gut.
Was ich dann allerdings zu sehen bekam hat mir die Sprache verschlagen! Vergessen waren die Mühen und die Katastrophen! Ich halte mich ja manchmal schon für zu nüchtern und für zu rein wissenschaftlich orientiert... aber die Faszination von Natur und Naturereignissen! Meine Güte! Das ist auf Adir wirklich zu haben.
Wir sind am Anfang eines fast die halbe Kugel dieses Mondes umfassenden, einfach unfassbar riesigen tektonischen Grabensystems gelandet. Es hat mir wirklich die Sprache verschlagen. Ich weiß nicht... irgendjemand sprach von einer „Interstellaren Axt“, die hier eingeschlagen wäre. Mir kamen da ganz andere Sachen in den Sinn. Ich musste sofort an meine Untersuchungen der Aberdeen Wall denken. Eine ähnliche mächtige Erscheinung. Weiß Gott, dieser Graben sprengte alle meine Vorstellung von Gigantismus! Wir haben uns dort einen Landeplatz gesucht. Verhältnismäßig flach am Anfang des Grabens, so dass auch die großen Raumschiffe da landen konnten. Es gab einfach kein Halten. Alle mussten die Schiffe verlassen und loslaufen. So schön war der Anblick. Nicht schön im Sinne von irgendeiner faszinierenden Botanik, aber es waren die Felsformationen, die oberflächliche Beschaffenheit der Gesteine und dieses unfassbar wunderschöne Morgenlicht des aufgehenden Pyrosterns. Ehrlich! So wie an diesem Tag habe ich noch nie in meinen Helm hinein gesabbert!
Ich glaube dieser kurze Moment der Zufriedenheit und Glückseligkeit war nicht lang und sollte auch jäh enden. Während unsere Besprechung fing Brubacker an ein fürchterliches Magengrummeln zu entwickeln. Er wurde irgendwann sehr, sehr hektisch und hat im Laufschritt die Toilette aufgesucht. Er fluchte irgendwas von „verdammte Ratten“ und verschwand für einige Zeit auf dem Porzellan. Man hörte einfach nur Geräusche die man nicht wiedergeben möchte und Flüche die man auch nicht wiedergeben möchte. Unsere ganze Besprechung war mehr oder weniger überprägt durch diesen Zustand von Brubacker. Irgendwann fing auch Zero an ähnliche Probleme zu bekommen.
Bei Bru ist es sicher. Nach eigener Aussage hat er sich auf einem Stützpunkt der „Citicens for Prosperety“ eine Suppe bestellt und er meint seitdem wäre ihn schon ganz flau. Das wäre wohl der Grund für seine jetzige Magenverstimmung. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Er verlor das Gleichgewicht. Fiel mehrfach hin, musste wiederbelebt werden. Ich habe ihn dann anschließend in die Rettungspisces verbracht und versuchte dort eine laienhafte Diagnose durchzuführen weil sein Zustand mir ernsthaft Sorgen machte.
Diagnose:
...jetzt hat er das Bewusstsein vollends verloren. Ja, Herzschlag ist sehr zügig aber okay, die Atmung ist flach und zu schnell, Pupillen sehen okay aus....
Bruh wach auf! Versuch mal Blickkontakt zu mir aufzunehmen! Kannst du mich sehen?..... Scheinbar nicht.
Aber Glück gehabt die Situation scheint aber stabil zu sein. auch wenn es gerade nicht weiß wie ich ihn wieder wach kriegen soll.
So, und der Blutdruck? Irgendwie schon schwach! Und zwar die ganze Zeit über... Da geb ich doch mal, was sagt der Autodoc? Norepine… Egal! Rein damit! Was steht da? Mittlerer arterieller Druck zu hoch sofortige Intervention erforderlich! Bitte?! Was um Himmels Willen ist ein mittlerer arterieller Druck? Ich hasse es! Jetzt fängt dieses Gerät an mit mir Medizinlaien zu diskutieren! Von philosophierenden Atombomben habe ich ja schon mal gelesen, doch diskutierende Medbetten? Ich krieg die Kurve nicht… Dieser Begriff scheint wohl ein medizinischer Allgemeinplatz zu sein... Da steht nichts in der Datenbank! Puh! Was mache ich jetzt nur? Tja, dann würde ich sagen, ignoriere ich´s erstmal. Ich hoffe es geht gut....
Ich zermarter mir die ganze Zeit den Kopf was der Grund für diese seltsame... ja… Krankheit, Infektion ist. Eine reine Nahrungsmittelvergiftung? Eigentlich sind die Symptome zumindest was die Halluzinationen angeht, viel zu schnell aufgetreten. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass sich die Infektionen nicht nur als klassische Sepsis im Körper, sondern auch vielleicht die Blut/Hirn-Schranke überwindend im Gehirn festsetzen könnte. Diese extraterristischen Keime sind eben alle nicht vollständig erforscht.
Verdammt, mich schaudert!
Und das dumme ist dass die Firmware in diesem Medbett leider auch nicht die allerneueste ist. Die Datenbank ist gerade was extraterrestrische Keime angeht nicht ganz vollständig.
Das heißt für mich als medizinischer Laie mit einem veralteten Medbett... Ich muss irgendwie improvisieren.
Sieht ja alles nach einer regulären Sepsis aus mit diesen Begleiterscheinungen: Herzrasen, schnelle Atmung, Fieberträume und Halluzinationen. Das was mich wirklich beunruhigt ist das schlagartige Auftreten dieser Halluzinationen ohne dass es einen längeren Zeitraum gegeben hat indem die Infektion seine Ressourcen quasi komplett aufgebraucht hätte. Diese zu schnell auftretenden Halluzinationen machen wir schon etwas Sorgen. Ich schau mal in der Datenbank nach....
Selbst wenn es gelingen sollte Bru in nächster Zeit wieder so zu stabilisieren dass er auch außerhalb dieses Medbettes wieder vernünftig agieren kann, frage ich mich doch wie nachhaltig unsere Bemühungen dann hier sind. Ich mache mir Sorgen um irgendwelche Spätfolgen. Zumindest was die nächste Zeit während unserer Expedition angeht. Streng genommen muss Bru ausgeflogen werden. Idealerweise glaube ich nach Arcorp ins Krankenhaus. Die Leute dort kennen sich mit vor allen Dingen über Drogenmissbrauch organischen Psychosen aus. Und ich habe die Befürchtung dass Bru so etwas ähnliches gerade durchmacht.
Ich werde mit den Anderen erst mal sprechen müssen. Bru nach Stanton auszufliegen ist natürlich ein riesen Akt und würde die gesamte Expedition massiv nach hinten werfen. Deswegen wäre ich froh wenn die anderen auch ihre Ideen dazu beitragen dieses Problem irgendwie eingrenzen zu können.
Dennoch bin ich davon überzeugt dass, wenn wir Bru hier behalten, wir immer wieder mit ihm Untersuchung durchführen müssen damit sich diese Veränderungen in seinem Gehirn die durch diese Halluzination ja sehr eindeutig festzustellen waren, nicht wirklich manifestieren und festsetzen.
Moment.... Was sagt denn die Datenbank? H.O.P.S. Ein Hops? Hirnorganisches Psychosyndrom? Ist das die Prognose der alten Firmware hier? Das wäre ja handlebar.... Bru müsste sich zwar regelmäßig in dieses Medbett legen und sich untersuchen und stabilisieren lassen, aber er wäre auf jeden Fall für die Expedition... ja, wie soll ich sagen... Er wäre wieder gut für die Expedition. Wir müssen uns nur, glaube ich, und das wird auch nicht ganz einfach werden, mit einer gesteigerten Affektlabilität auseinandersetzen. Das wird bei ihm zu erwarten sein. Dann muss er halt im Bett stabilisiert werden und kann dann wieder... na ja... so richtig begeistern tut mich dieser Gedanke nicht. Aber es wäre so zu machen.
Was aber unumgänglich ist, ist das nach dieser Expedition eine eingehende Untersuchung und Therapie in einem speziellen Zentrum für solche Syndrome stattfinden muss.
Okay, ich muss mit den anderen reden wir brauchen dafür einen Plan und alle müssen sich auf diese neue Situation einstellen können.....
Alaska Ende