Logbuch 002
Zu acht standen wir in der Lobby in Bajini Point. Hinter uns schwirrten Raumschiffe, die von der Station abflogen oder landen wollten.
Heute hatten wir einen gewöhnlichen Diensteinsatz vor. Hierbei wollten wir unsere Roc-Fahrzeuge im größeren Verbund benutzen, weswegen ich unter anderem Extensive Enterprise angefragt habe.
Wir ließen uns nicht viel Zeit, teilten uns schnell auf und begannen unsere Startvorbereitungen.
Ich übernahm die Rolle des Scouters und, sollten wir auf unliebsame Gäste treffen, auch die des Begleitschutzes. Eine vertraute Aufgabe, mit der für mich schon eingeübten Hornet Mk2, die ich flog.
Extensive entschied sich noch, ihre Valkyrie Asgard herzunehmen. Da sie aber dafür noch schnell zur Sepharim Station musste, brachen wir als Erstes auf. Makrowitsch saß mit Cyrill in unserer Taurus und ich flog neben ihnen her. Wir zielten auf einen der Monde von Hurston: Aberdeen, der berüchtigt war für seine hohen Temperaturen, sofern man sich auf der Tagseite befand.
Daher entschieden wir uns, die Nachtseite zu nehmen, um dies zu vermeiden.
Als ich mit der Hornet zusammen mit ihnen in die Atmosphäre einflog, spürte ich das wohlige Gefühl, sie zu steuern. Als mittlerer Jäger war sie agil und reagierte schnell auf mein Input. Anvil, die auf militärische Schiffe spezialisiert waren, enttäuschte mich nie.
Der Mond selbst bot eine trostlose Einöde, die von Tälern, schroffen Felsen und einem schwefelfarbenen Boden mit einzelnen Rillen durchzogen war. Selbst die Atmosphäre hatte eine schwefelfarbene Färbung. Ein Mond, dem Leben fremd war.
Ich begann mit den Pings, um die kleinen Roc-Steine zu finden. Als wir aber dicht über den Boden donnerten, erwiesen sich meine Scanner als ziemlich nutzlos. Die Taurus entdeckte wesentlich frühzeitiger die kleineren Erze. Sie waren für mich wie unsichtbar.
Nun, zumindest konnte ich weiterhin die Flugüberwachung damit leisten, und Marowitsch koordinierte sich mit Cyrill. Marowitsch war noch sehr unerfahren in diesem Bereich. Noch mehr als ich, der selber nicht der Geübteste war. Trotz allem schafften es die beiden, das Hadanit aufzusammeln, auch wenn es dann Marowitsch einzeln mit der Hand aufsammeln musste.
Extensive schloss dann zu uns auf mit ihrer Asgard und einer Medic Pisces, die noch die Reste zusammentrugen. Darauf flogen wir gemeinsam über die Ebenen von Aberdeen. Wir bildeten einen kleinen Flottenverband und die Asgard entdeckte das nächste Miningfeld. Meine Scanner für die ROC-Erze erwiesen sich weiterhin als ineffektiv. Mich beschlich das Gefühl, dass diese zu sehr auf Schiffe spezialisiert waren.
Sie nutzten die Atlas GEO, um dem Mond seine Edelsteine abzunehmen.
Es blieb ruhig und es folgte die nächste Ausschau nach dem nächsten Feld.
Diesmal hatte die Taurus die Nase vorn und konnte ein ROC-Feld erspähen. Nun erfolgte ein kombinierter Einsatz von den drei Atlas GEO samt drei ROC-Fahrzeugen.
Es mag jetzt keine beeindruckende Anzahl sein, aber eine so große Ansammlung von Miningfahrzeugen hatten wir bisher selten.
Schnell wurde angesichts dieser Menge das Feld abgebaut, jedoch sollte sich die Ruhe abrupt legen.
Minas rief noch: „Vorsicht!“, über den Funk, als plötzlich eine Explosion alles erschütterte.
Selbst achtzig Meter entfernt verloren meine Schilde Energie und das Schiff selbst nahm Schaden. Teile von der Taurus fielen herunter und zwei der Atlas wurden zu Schrott, was ebenso für einen der ROC galt.
„Was war das?“, rief Cyrill und alle hielten vor Schreck inne. Ich dachte erst für einen Moment, es war eine feindliche Einwirkung.
Doch etwas Offensichtlicheres war der Grund. Einer der ROC-Steine hatte zu viel Energie abbekommen und explodierte darauf. Von der Kraft dieser Explosion war ich dennoch überrascht. Flatmoki begann, die durch die Explosion Bewusstlosen medizinisch zu versorgen. Ich setzte kurz zur Landung an und begann, meine Hornet zu inspizieren. Sie war noch flugtauglich, aber als ich meine Systeme kontrollierte, gab es Schäden an dem Energiesystem und einzelnen Komponenten von ihr. In einen Kampf in diesem Zustand sollte ich mit ihr nicht gehen.
Wir beschlossen, den nächsten Außenposten anzufliegen und unsere Schiffe einer Notreparatur zu unterziehen. Zumindest konnten wir einige Edelsteine sammeln, sodass wir nicht mit leeren Händen davonkamen. Auf dem Außenposten musste ich meinen Begleitflug abbrechen und begleitete Cyrill und Marowitsch nach Everus Harbor.
Ich konnte nicht ahnen, welche Überraschung mich am nächsten Tag erwarten würde.
Die G-Log Bar von Area 18 war gut gefüllt. Die Barkeeper verteilten Getränke, um die zahlreichen Gäste zu bewirten. Auf den Bildschirmen erschienen die örtlichen News von Stanton, die über die Theke hingen. Ich setzte mich auf einen der Stühle und trug ein einfaches Hemd samt einer Jacke, die in Schwarz gehüllt waren. Es roch nach Schmalz, Whiskeys und Cocktails. Lautstark unterhielten sich manche, riefen in die Menge hinein oder tuschelten untereinander. Ich bestellte mir eine Fizz Cola und genoss ihr süßes Aroma und die prickelnde Kohlensäure. In diesem Getöse fühlte ich mich wie der Ruhepol der ganzen Bar.
Die Zeit verging und ich hatte immer mehr das Gefühl, als wäre dieser Zettel nur ein Scherz. Niemand kam.
Ich wollte mich schon von meinem Sitz erheben, als eine Gestalt kam. Sie trug eine Kapuze und einen braunen, bescheidenen Umhang. Er trug keine Waffe an seiner Seite und setzte sich lässig vor mich.
„Es ist lange her, Nathan.“ Ein Schauer lief über meinen Rücken. Die Stimme war mir bekannt, aber das war Jahre her. Damals im Tiber-System.
Er hob den Kopf und sah mir in die Augen. Er war im gleichen Alter wie ich und ich kannte ihn. Noah Walsh. Ich dachte, er sei gefallen während der Operation Silent Storm.
Noah lächelte mich an. Ich rang um Worte und fragte leise: „Wie ...?“
„Dazu komme ich noch, aber es ist viel passiert und ich möchte dir ein Angebot unterbreiten. Wenn du bereit bist. Es könnte dein Leben für immer verändern.“
Die Welt um mich schwand und ich war sprachlos, als ich einen totgeglaubten Kameraden sah. Was hat das zu bedeuten?