
Wir sind jetzt seit ein paar Tagen hier draußen.
Ich nutze die viele freie Zeit, um zu meditieren und meinen persönlichen Frieden zu finden. Die Atmosphäre dieses Mondes ist schwer, man hält es nicht lange aus, ohne Kopfschmerzen zu bekommen, hin und wieder sogar Halluzinationen.
Genau genommen ist sie giftig, aber nicht sofort tödlich. Der Druck liegt bei 1,8 Bar, der CO₂-Anteil ist erhöht. Das macht seltsame Dinge mit einem. Alles klingt dumpf. Die Stille dieses Ortes ist ohrenbetäubend, und doch auf ihre Weise beruhigend.
Ich sitze am Ufer des brackigen Meeres und lausche dem Klang dieser unwirklichen Welt.
Man hört die tektonische Bewegung der Landmassen, wie ein schwerer Moloch, der aus der Tiefe dieser Welt nach oben ruft.
Hin und wieder schwappen die Reste von Tsunamis ans Ufer unserer kleinen Insel. Sie stammen von vulkanischer Aktivität auf der anderen Seite dieser surrealen Kugel in einem gottverlassenen System.
Die Tage verschwimmen ineinander.
Vor einigen Sonnenumläufen erkundeten wir die Insel und ergründeten ihre mineralischen Geheimnisse. Leider war nichts wirklich Interessantes dabei.
Zero hatte unseren ROC zu tief ins Wasser gesetzt. Die Kühlanlage zog etwas von dem Brackwasser und wurde irreversibel beschädigt.
Die Mineralproben konnten wir immerhin noch mit der Ruhrschimmer retten.
Es ist so friedlich hier.
Auch wenn dieses System der Inbegriff von Zerfall und Habgier ist, wirkt es doch echter als Stanton.
Hier verschafft man sich Respekt durch Respekt, nicht durch Status.
Die meiste Zeit verbringe ich auf meinem Schiff, im Cockpit, und studiere die Aufzeichnungen vergangener Reisen. Interessante Orte, merkenswerte Kontakte, behaltenswerte Situationen.
Ich erinnere mich noch, wie meine Reise begann.
Von Sol aus bin ich aufgebrochen, unwissend über das Universum, seine Gefahren und seine Wunder.
Ich habe viel erlebt in den wenigen Jahren seit meiner Ankunft in Stanton.
Einfache, ehrliche Arbeit. Intrigen und Verschwörungen. Freundschaften, Verrat, Misstrauen.
Von Armut über Schaffenskraft zu Reichtum.
Aber nichts ist so wertvoll wie die Erinnerungen an diese Reise und das, was man aus ihnen macht.
Ich bin genau da, wo ich sein sollte. Ein kleines Rädchen in einer Bewegung, die Großes bewirken kann.
Ich muss nur noch lernen, meinen Frust über Ignoranz zu beherrschen.
Bru hatte mich mit den Worten überrumpelt, dass nur ich für alles verantwortlich bin, was mir widerfährt. Das sagte er, nachdem ich ihn wegen seiner letzten Aktion bei der AHC zur Rede gestellt und ihn auf das Gewicht seiner Worte hingewiesen hatte.
Ich muss noch besser darin werden, eine gleichmütige Haltung einzunehmen und die Dinge zu nehmen, wie sie kommen.
Niemand ist unfehlbar, auch ich nicht. Aber wie wir damit umgehen, das liegt in unserer Hand.
Bald geht es weiter.
Friedrich hat ein wenig die Oberfläche kartographiert und Anomalien aufgespürt, denen wir nachgehen wollen.
- Hermie
Pyro | 01.06.2955 | 14:32 EST
Einträge von Zero, Friedrich und Brubacker:
Log #254 – Expeditionsstart – Diary of Zero Sense
Lost in Space – Sternenwanderer