Heute besuchte ich die Invictus Launch Week auf ArcCorp. Als ich die Hallen erreichte und mir die Asgard ansah, sprach mich ein seltsamer Typ im Anzug und mit Krawatte an.
Er sagte zu mir:
„Sie sehen nicht aus, als würden Sie in dieses Schiff passen. Ich sehe es an Ihren Augen – Sie haben schon viel erlebt. Wäre ein angemessenes Heim nicht die bessere Wahl?“
Ich war irritiert. Verkäufer? Wahnsinnig? Menschenkenner? Ich wusste es nicht.
Er fuhr fort, ohne auf meine Reaktion zu warten:
„Ein Stück kaltes Metall, in dem Sie Ihre Arbeit wieder für ein paar Credits verkaufen – das sollten Sie sich sparen. Sie suchen etwas … mit mehr Wärme. Sie werden bei RSI finden, was ich meine.“
Dann drehte er sich um und ging. Einfach so. Keine Gelegenheit, eine Frage zu stellen. Aber irgendetwas an seinen Worten blieb haften.
Ich trat näher an den Ausstellungsbildschirm und schaute mir an, was RSI auf der Messe zeigte. Und tatsächlich: RSI stellte ihre Phoenix aus, eine luxuriöse Variante der Constellation-Reihe.
Ich wandte mich resigniert ab. Ich wollte mich eigentlich mit Friedrich treffen. Aber der Gedanke an die Phoenix hatte bereits Wurzeln geschlagen.
Ich traf Friedrich schließlich wieder. Er sah ziemlich mitgenommen aus – na gut, was soll man erwarten, wenn man gerade aus Pyro kommt? Wir unterhielten uns eine Weile, sahen uns meine neue Asgard an – ein Schiff, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte. Aber der Gedanke an die Phoenix ließ mich nicht los. Ich erkannte, was mir in diesem kalten Transporter von Anvil fehlte – und was die Constellation von RSI mir bieten konnte: Ein Heim.
Ich teilte meine Gedanken mit Friedrich, der nur abwinkte.
„Du und deine Nutzschiffe … Wo ist eigentlich deine Terrapin?“
Ich erzählte ihm, dass ich sie einem Mann namens Thorne überlassen hatte, um ihm ein neues Leben zu ermöglichen.
Fiete schüttelte nur den Kopf.
„Wie dem auch sei, ich will mich noch mit Zero treffen. Kommst du mit? Ich könnte dich brauchen.“
Ich willigte ein. Zero hatte ich ewig nicht gesehen. Natürlich freute ich mich, ihn wiederzutreffen. Er war wohl auch Varrik begegnet, aber wir konnten die Missverständnisse schnell ausräumen.
Ich folgte dem Gespräch nur halbherzig. Ich verstand zwar, worum es ging, aber gedanklich war ich bei der Phoenix. Ich öffnete mein Mobiglas und schrieb RSI an, wollte wissen, was die Phoenix kostet und ob es eine Finanzierungsmöglichkeit gibt.
Mit dem Angebot hatte ich nicht gerechnet. Ein Kunde wollte gerade aus seinem Vertrag für eine Phoenix aussteigen, um sich stattdessen eine Anvil Asgard zu holen. RSI schlug einen Tausch vor: Ich übernehme die Phoenix, er meine Asgard.
Aus dem Bauch heraus stimmte ich zu.
Was ich nicht erwartet hatte, waren die Zusätze:
10 Jahre Versicherung, eine kleine Archimedes, die an der Constellation andocken kann, ein Lynx Rover, alles zusammen für nur 1,2 Millionen UEC mehr. Das war zwar fast mein gesamtes verbleibendes Kapital, aber ich bekam mehr, als ich mir erhofft hatte.
Nach dem Gespräch mit Friedrich und Zero ging ich zum örtlichen RSI-Händler. Dort traf ich den anderen Kunden und einen RSI-Angestellten. Wir machten den Tausch offiziell. Es war eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Auf dem Weg zum Riker Memorial Space Port traf ich im Flugtaxi erneut diesen seltsamen Mann von der Messe.
Er sagte nur:
„Sie wird dir gut dienen. Du hast genug an andere gedacht. Lebe nun auch für dich.“
Wieder ließ er mich sprachlos zurück.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Mobiglas piepte.
Friedrich hatte sich inzwischen dem UEE-Training angeschlossen, das parallel zur Messe lief. Offenbar wurde es ernster, als geplant. Ein echtes Gefecht. Sein Schiff kollidierte mit einem anderen und war jetzt nur noch eine atmosphärisch dichte Hülle. Da er keinen Raumanzug an Bord hatte, konnte er sich nicht selbst retten.
Ich schnappte mir einen Ersatzanzug und machte mich auf den Weg zum Hangar. Dort stand sie, die auf den Namen Ruhrlicht eingetragene Constellation Phoenix.
Ich nahm sie kaum richtig wahr. Jetzt ging es um einen Freund.
Als ich Friedrich in einem kleinen Asteroidenfeld erreichte, hatte ich ein feindliches Schiff auf dem Schirm. Die Phoenix war bewaffnet, also nutzte ich sie.
Das erste Schiff zerbrach schnell unter der Feuerkraft der Constellation. Dann ertönte ein Alarm: Ein Torpedo war im Anflug, abgefeuert von einer Eclipse. Ich wusste, dass ich in diesem trägen Schiff kaum ausweichen konnte. Ich hoffte auf die Schilde.
Doch dann begann ein Laserstakkato, das PDS der Phoenix hatte den Torpedo erfasst.
Ich wendete das Schiff und ließ die gesamte Feuerkraft auf die Eclipse los, dann auf die Sentinel-Vanguard, die sich angeschlossen hatte. Beide konnten dem Druck nicht standhalten und vergingen in Feuerbällen.
Danach war es ruhig. Die Bergung von Friedrich verlief reibungslos.
Ich brachte ihn zurück nach Area 18, hob wieder ab und sprang via Spline Jump hinaus in den leeren Raum.
Dort setzte ich mich in einen der bequemen Sessel und ließ die Ruhe und Einsamkeit des Alls auf mich wirken. In diesem warmen Zuhause, das jetzt mir gehörte.
– Hermie
Stanton | 18.05.2955 | 10:22 EST